Die richtige Entscheidung treffen

Bauchgefühl oder Kopfentscheidung? Den richtigen Weg für sich finden.

Die richtige Entscheidung zu treffen ist unmöglich. Jede Entscheidung schafft neue Umstände, die unseren Verstand sofort wieder zum Abwägen anregen.

Manchmal hängen wir mit unseren Problemen in der Luft und suchen händeringend eine Entscheidung, die uns das Problem vom Hals schafft. Wir hadern: sollen wir uns für oder sollen wir uns gegen etwas Bestimmtes entscheiden.

Viele Menschen haben eine Riesenangst, die falsche Entscheidung zu treffen; und so zieht sich die Entscheidungsfindung ewig hin. Dem Verstand fallen immer mehr positive wie negative Argumente ein.

Es ist aber wichtig zu wissen, dass der Verstand immer nur aus der jetzigen Situation heraus mit all den jetzigen Umständen eine Entscheidung treffen kann.

Mit jeder Entscheidung ändern sich auch die Umstände. Das, was vor wenigen Momenten noch eine Option zu handeln war, wird durch die Entscheidung „aus der Welt“ geschafft. Auch durch jede richtige Entscheidung werden ganz neue Fakten geschaffen – und der Verstand sieht sofort wieder Argumente, was gut und was schlecht ist an der neuen Situation. Der Verstand ist wie frisches Holz, das arbeitet.

Entscheidungen bringen keine Lösungen, sondern schaffen neue Umstände, die sofort wieder überdacht werden. Ein schönes Beispiel sind On-Off-Beziehungen. Entscheiden sich die Partner füreinander, fällt der Fokus auf die „Unfreiheit“ und die unvermeidlichen Auseinandersetzungen mit dem Partner. Trennt man sich, wird der Blick frei auf das Bedürfnis nach vielleicht emotionaler Nähe.

Jede Entscheidung schafft nur neue Umstände.

Letzten Endes sind es ja nicht die Entscheidungen, die problematisch sind, denn sie sind ja nur die inneren Auslöser für Handlungen und Taten, die etwas ins Rollen bringen. Aber kaum, dass die richtige Entscheidung etwas ins Rollen gebracht hat, beginnen die Störfeuer des Lebens. Es entwickelt sich anders, als wir es uns ausgemalt haben. Wir müssen gegensteuern, korrigieren und eine neue richtige Entscheidung treffen. Es hört nie auf.

Auch Freiheits-liebende Menschen haben Angst vor falschen Entscheidungen. Das ist ihre Unfreiheit.​

Was tun? Im besten Fall nicht immer die richtige Entscheidung suchen, sondern sich vom Leben führen lassen. Nicht morgen eine Entscheidung treffen wollen, die sowieso auf Übermorgen oder nächste Woche verschoben wird, sondern uns damit abfinden, dass das Leben kein bisschen planungssicher ist.

Die vermeintlich richtige Entscheidung und ihre allzu konsequente Umsetzung schließt viel aus unserem Leben aus, was sich nicht ausschließen lässt. Deshalb wollen wir nach einer Entscheidung eine neue Entscheidung treffen, die das Ausgeschlossene einschließt.

Dinge aus unserem Leben auszuschließen kostet immens viel Kraft. Dinge mit offenen Armen mitzunehmen dagegen gibt uns Kraft.

Zukunft lässt sich nicht vorwegnehmen​

Die Vorstellung, dass es eine falsche oder richtige Entscheidung geben könnte, funktioniert nur bei der Vorstellung von einem bestimmten Ziel in der Zukunft. Die Umsetzung eines Wunsches.

Dabei bekommen wir einen Tunnelblick. Am Ende des Tunnels sehen wir unser Ziel als Lichtpunkt und glauben, dass wenn wir diesen erreicht haben, haben wir „alles“ erreicht.

Wir planen und verplanen unser Leben. Alles, was zwischen A und B liegt, ist völlig uninteressant. Wir sind wie Pferde mit Scheuklappen. Der Blick ist frei – aber nur nach vorn.

Woher weiß du heute schon, was du morgen willst? Du tust so, als wüstest du mit den Erfahrungen von heute was du in Zukunft willst.

Vielleicht lebst du heute in einer Phase, in der dein Statusbedürfnis gefüttert werden muss. Schicke Klamotten, schickes Haus, schickes Auto. Dein Ziel heute ist es, Reichtum zu schaffen.

Aber in 20 oder 30 Jahren, nach einer ersten Herzattacke, beginnenden Arthroseschmerzen und inoperabler Inkontinenz hast du ganz andere Wünsche. Du kannst nicht mit der Erfahrung von heute die Erfahrungen der nächsten Jahre vorwegnehmen.

Jede Entscheidung ist die richtige Entscheidung​

Was also können wir tun? Der erste Schritt zu einem entspannteren Leben ohne die Angst, die falsche Entscheidung getroffen zu haben, ist es, sich die Vorgänge in der Natur anzuschauen, wo der Mensch nicht eingreift.

Dort, wo der Mensch in die natürlichen Abläufe eingreift, macht die Natur in den Augen der Menschen nicht viel richtig. Es wächst zu viel Unkraut, die Flüsse verlaufen falsch. Im Wald leben zu viel Rotwild, und zu viele Wölfe. Wir müssen regulieren.

Aber dort, wo wir die Natur in Ruhe lassen, macht sie alles richtig. Nichts ist falsch.

Das Leben passiert, wie es passieren muss. Es gibt nichts, was anders passieren könnte oder müsste – es sein denn, wir stülpen wieder nur unser Urteil über das Geschehen.

Diese Einstellung, dass jede Entscheidung, die du triffst, die richtige ist, ist für die meisten Menschen absurd. Seit Jahren arbeiten sie daran, ihr Leben durch die richtigen Entscheidungen zu gestalten. Und das ist mit viel Hirnschmalz verbunden, um die richtigen Pros und Contras zu finden. Aber es ist stets auch mit der Angst verbunden, die falschen Entscheidungen getroffen zu haben.

Sie sind der festen Überzeugung, dass man nur weiterkommt, wenn man stets die richtige Entscheidung trifft; befeuert von dem Glaubenssatz: „Ich darf nichts falsch machen!“

Klare Entscheidungen helfen uns, einen klaren Blick auf die Dinge zu haben.

Richtige Entscheidungen helfen uns, einen klaren Blick auf die Dinge zu werfen, die uns umgeben.

Je mehr wir uns von der richtigen Entscheidung abhängig machen, desto öfter machen wir die Erfahrung: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Genauso gut könnte sich jeder das Lebensmotte der Kölner zu eigen machen: „Et kütt wie et kütt – Es kommt wie es kommt.“

DIE ANGST VOR DER FALSCHEN ENTSCHEIDUNG​

Die Einstellung, dass jede Entscheidung die richtige Entscheidung ist, führt zu einem Leben ohne die Angst, alles falsch gemacht zu haben. Menschen mit einem Hang zum Perfektionismus haben selbstredend genau diese Angst. Im Kleinen wie im Großen.

Irgendwann einmal hat jeder Mensche die Entscheidung getroffen, keine falschen Entscheidung mehr zu treffen. Das ist der Beginn einer ständigen Angst. Und wenn er nicht ständig „falsche“ Entscheidungen getroffen hat, so scheint dieser Weg des langen Abwägens der richtige zu sein. An die Angst vor der falschen Entscheidung hat man sich gewöhnt.

Freiheitsliebende Menschen haben übrigens dieselbe Angst vor der falschen
Entscheidung wie Menschen, die viel Sicherheit brauchen. Diese Angst verbindet diese gegensätzlichen Bedürfnisse.

Genauso wie du irgendwann einmal in deiner langen Geschichte die Entscheidung getroffen hast, nur noch richtige Entscheidungen zu treffen, so kannst du heute die Entscheidung treffen, dass in Zukunft all deine Entscheidungen die richtigen Entscheidungen sind.

Wer kennt schon die Zukunft?​

Wir haben die Möglichkeit, all das, was in unserem Leben passiert, zu bewerten, ob es für das Erreichen unseres Ziels dienlich ist, das wir in ein paar Monaten oder Jahren erreicht haben wollen. Dabei verlieren wir den Blick für die Schätze, die das Leben uns liefert.

Durch unser Ziel-orientiertes Denken glauben wir zu wissen, was gut und was schlecht für uns ist. Dass wir aber nicht wissen können, was uns die Zukunft bringt, zeigt folgend ZEN-Geschichte von dem Bauern, dem eines Tages sein Perd davon lief.

Eine alte chinesische Geschichte erzählt von einem Bauern in einem armen Dorf. Er besaß ein Pferd, mit dem er die Felder pflügte und Lasten beförderte.

Eines Tages lief ihm sein Pferd davon. Seine Nachbarn riefen, wie schrecklich das sei, aber der Bauer meinte nur: „Ist es gut? Ist es schlecht? Ich weiß es nicht!“

Ein paar Tage später kehrte das Pferd zurück und brachte zwei Wildpferde mit. Die Nachbarn freuten sich darüber, aber der Bauer antwortete:„Ist es gut? Ist es schlecht? Ich weiß es nicht!“

Am nächsten Tag versuchte der Sohn des Bauern, eines der Wildpferde zu reiten. Das Pferd warf ihn ab und er brach sich beide Beine. Die Nachbarn zeigten ihr Mitgefühl für dieses Missgeschick, aber vom Bauer hörten sie wieder nur: „Ist es gut? Ist es schlecht? Ich weiß es nicht!“

In der nächsten Woche kamen Rekrutierungsoffiziere ins Dorf, um die jungen Männer zur Armee zu holen. Ein Krieg mit dem Nachbarkönigsreich bahnte sich an. Den Sohn des Bauern wollten sie nicht, weil seine Beine gebrochen waren. Als die Nachbarn ihm sagten, was für ein Glück er und sein Sohn habe, antwortete der Bauer: „Ist es gut? Ist es schlecht? Ich weiß es nicht!“