Fallbeispiele aus meiner Coaching-Praxis

Eifersucht, Streit und Untreue: Kurze Ausschnitte aus dem Krisenleben.

Auf dieser Seite erhältst du einen Einblick in meine Coaching-Praxis. In den Fallbeispielen veranschauliche ich verschiedene Problemsituationen, ihre Ursache und die ersten Schritte in ihre Auflösung. Diese Fallbeispiele sollen keinen ganzen Coachingprozess abbilden, sondern fokussiert nur bestimmte Aspekte verschiedener Situationen.

Die Namen aller Personen, die in den Fallbeispielen erwähnt werden, habe ich geändert. Die Fotos stellen nur symbolisch KlientInnen dar.

Wie Vera immer wieder vertröstet wird, passiert es vielen anderen Menschen auch.

Fallbeispiel #10

Wie Manipulation lähmt

Veras Mann Thorsten war in ihrer bald 10-jährigen Ehe immer wieder fremdgegangen.

Sie berichtete in der Beratung von ihren verzweifelten und verheulten Aussprachen, in denen er die Verantwortung für seine Schäferstündchen den Frauen in die Schuhe schob und Besserung gelobte. Schließlich sei Vera seine große Liebe und wie dieses Fremdgehen hatte passieren können, fragte er: Er hätte keine Ahnung.

Am Schluss der Aussprachen versprach er wohl jedesmal hoch und heilig, nie wieder fremdzugehen. Leere Versprechen.

Vera wusste zwar, dass er genau das schon oft versprochen und seine Versprechen gebrochen hatte, aber ihre Verzweiflung hielt sich sehr in Grenzen … ich hatte mehr erwartet.

Im Verlauf unseres Gesprächs stellte sich heraus, dass für sie ein „Versprechen“ nicht nur leichtfertig gesagt werden durfte, sondern es hatte etwas „Heiliges“. Etwas, woran sie sich orientieren konnte und worauf sie sich reflexhaft verließ.

Ein Versprechen durfte nicht angezweifelt werden. Ein Versprechen stand unwiderruflich. Sobald ihr etwas versprochen wurde, schaltete sich ihr Gehirn automatisch ab – und darin war sie sehr berechenbar.

Für Thorsten, der vermutlich kein Interesse daran hatte, an der Situation etwas zu ändern, war Veras Berechenbarkeit eine feine Sache. Er beendete jede unrühmliche Episode mit einem leerem Versprechen, von dem er wusste, dass er es nicht halten konnte, und von dem er wusste, dass Vera es ernst nahm – egal wie oft er es schon gebrochen hatte.

Und seine Versprechen wurde mit dem Begriff „Neuanfang“ noch veredelt.

Erst als wir in der Beratung den Begriff „Versprechen“ und die damit verbundene Manipulation hinterfragen, kann Vera flexibel und distanzierter auf Thorstens leere Versprechen reagieren und erste Verhaltensänderungen einfordern.

Natürlich sind wir nicht nur über Versprechen manipulierbar, sondern immer dann, wenn wir automatisch reagieren. Wenn ein Auslöser immer zur selben Reaktion führt. Wenn wir unsere Trigger und ausgelösten Automatismen kennen, haben wir die Change, in Zukunft flexibler zu reagieren.

Wenn du das Gefühl hast, oft manipuliert zu werden, dann frage dich, wie festgefahren oder flexibel du in verschiedenen Situationen reagiert. Je festgefahrener du bist, desto eher fühlst du dich manipuliert.

Fallbeispiel, wie Glaubenssätze emotionale Nähe verhindern.

Fallbeispiel #9

Wie Glaubenssätze emotionale Nähe verhindern

Anna ist 35 Jahre alt und in einer glücklichen Beziehung mit Peter. Sie verbringen viel Zeit miteinander, doch zieht sich Anna seit einigen Monaten immer mehr zurück. Im Verlauf einer Sitzung stellt sich heraus, dass sie das Gefühl hat, dass sie Peter nicht verdient hat. Dass sie nicht gut genug für ihn ist.

Ihre Glaubenssätze „Ich habe ihn nicht verdient“ und „Ich bin nicht gut genug für ihn“ beeinträchtigt Annas Wohlbefinden in ihrer Beziehung negativ. Sie fühlt sich nicht wohl in ihrer eigenen Haut und sie hat Angst, dass Peter sie verlassen wird. Doch statt sich zu öffnen, führt es dazu, dass sie sich in ihrer Beziehung mehr und mehr zurückzieht und emotionale Nähe kaum noch zulässt. Sie würde gern, aber kann nicht. 

In unserem Gespräch finden wir herauszufinden, woher dieser Glaubenssatz kommt. Sie erkennt, dass sie – wie viele andere Menschen auch – diesen prägenden Glaubenssatz in ihrer Kindheit entwickelt hat. Sie ist in einer Familie aufgewachsen, in der sie sich nicht geliebt und wertgeschätzt gefühlte. Ihre Eltern stritten oft und waren mit sich und ihren Problemen beschäftigt. Anna kam sich vor wie ein fünftes Rad am Wagen.

In den folgenden Wochen sollte Anna ganz bewusst nach „Beweisen“ für die scheinbare Richtigkeit ihrer Glaubenssätze suchen. Im ersten Moment war das nicht so einfach. Aber mit der Zeit entdeckte sie immer mehr Situationen, die ihr „bewiesen“, dass ihre Glaubenssätze nicht aus der Luft gegriffen waren.

Ein Beispiel soll das verdeutlichen. Als Peter einmal sehr spät von der Arbeit heimkam, war das für Anna der Beweis, dass er sich nicht mehr für sie interessierte, weil sie es nicht wert ist. Früher hätte sie Peter gar nicht angesprochen und den Beweis so stehen lassen. Aber durch das Coaching war es ihr möglich, mit Peter darüber zu sprechen und zuzuhören, warum er so spät nach Hause gekommen ist. 

Dieser Prozess, in dem wir die „Beweise“ für die Richtigkeit unserer Glaubenssätze loslassen, ist nicht einfach. Aber Anna war entschlossen, sich von diesen blockierenden Glaubenssätzen zu befreien. Mit der Zeit wurde sie selbstbewusster und sicherer, und sie konnte nach und nach wieder emotionale Nähe zulassen und sich Peter anvertrauen. So sprachen sie auch über ihre Blockaden und er unterstützte sie vorsichtig dabei, diese Blockaden zu überwinden.

Fallbeispiel #8

DAs richtige LEben

Hast du auch manchmal das Gefühl, dass dein Leben noch gar nicht angefangen hat? Dass noch nicht dein richtiges Leben lebst?

Hast du auch manchmal das Gefühl, noch nicht in deinem richtigen Leben zu sein?Als Jaqueline zum Coaching-Termin kommt, platzt es aus ihr heraus:„Ich will endlich wieder der Herrscherin über mein richtiges Leben sein. Selbstbestimmt statt fremdbestimmt. Bewusst im Hier und Jetzt leben.

Ich will endlich mutig raus ins Leben gehen. Ich will aus mir heraus die Dinge anpacken statt nur auf andere zu reagieren! Auf meinen Mann. Meine Kinder.“

Ich frage: „Was ist denn dein richtiges Leben? Das, was in deiner Zukunft liegt, – ohne das Gefühl von Fremdbestimmung -, oder das, was du jetzt gerade führst – mit diesem Gefühl?

Es beginnt ein Gespräch darüber, was das richtige Leben ist. Und ich möchte dich, liebe Leserin und lieber Leser, fragen: Was ist für dich das richtige Leben, wenn dein Körper im Hier und Jetzt lebt, aber du in Gedanken hauptsächlich in der Zukunft lebst und davon träumst, wie dir alles perfekt gelingt?

Ich glaube, dass wir unser richtiges Leben immer im Hier und Jetzt leben. Mit all unseren Fehlern und Mängeln, mit unseren Schwächen und Stärken, Hoffnungen und Ängsten, den verfehlten Träumen und verpassten Chancen. Das ist unser richtiges Leben.

Aber oft wollen wir das nicht sehen oder wahrhaben. Für viele ist das richtige Leben das, was sie sich wünschen in Zukunft zu leben. Gelackt, fehlerfrei, stark und unangreifbar.

Aber wir sind bereit, für das richtige Leben an uns zu arbeiten.

Wie soll dieses An-Sich-Arbeiten gehen, wenn man seine Gegenwart nicht sehen will und statt dessen ignoriert?

Wer hat schon Lust, sich an etwas abzuarbeiten, was für ihn nicht wirklich existiert (oder nicht existieren sollte)?

Wer hat schon Lust, sich an etwas abzuarbeiten, wenn die Vorstellung vom erreichten Ziel viel süßer schmeckt? Sich dann doch lieber in seine Visionen verkrümeln!?

Am Ende unseres Gesprächs lässt Jaqueline ihre Einstellung los, die sie die letzten Tage umgetrieben hat. Sie sieht, wie ihre Begeisterung für ihr richtiges Leben in der Zukunft auch gleichzeitig eine Flucht ist, sich ihrem richtigen Leben der Gegenwart zu stellen.

Sie sagt: „Egal ob ich nichts von meinen Fehlern wissen will, lebe ich mit ihnen. Ich kann sie ignorieren, aber nicht ablegen. Und ich kann sie nur im Hier und Jetzt bearbeiten. Was aus mir dann wird, werde ich ja sehen.“

Hast du, liebe Leserin, lieber Leser, auch manchmal das Gefühl, dass dein Leben noch gar nicht angefangen hat?

Aber woher weißt du eigentlich, wann dein falsches Leben zu Ende ist und dein richtiges Leben anfängt?

Wir wollen immer recht behalten und manipulieren unsere Gedanken, so dass wir recht bekommen.

Fallbeispiel #7

Negative Bestätigung

Mit unseren Glaubenssätzen filtern und „verstehen“ wir die Welt um uns herum. Sie automatisieren unser Verhalten und blenden uns, weil wir nicht mehr sehen, was wirklich passiert. 

Tatjana beschreibt sich als unsicheren und schüchternen Menschen. Sie fühlt sich von vielen andren Menschen nicht wahrgenommen oder wertgeschätzt. Gleichzeitig sagt sie über sich: „Ich bin ja auch nicht liebenswert!“

Eines Tages kommt sie im Coaching auf ihren Arbeitskollegen Marcel zu sprechen, den sie „sympathisch“ findet.

Sie findet es schade, dass er sich in ihrer Nähe nicht wohl fühlt. Sobald sich beide im Gang oder in der Kantine treffen, wirkt es so, als wäre er auf dem Sprung. Seine Hände fahren nervös durch sein Haar, er wendet viel den Kopf ab und schaut sich um. Gelangweilt. Es ist, als würde er am liebsten abhauen.

„Bleibt er denn stehen, wenn ihr euch im Gang begegnet?“ – „Schon.“

„Hat er denn „gute“ Ausreden, warum er weitergehen muss?“ – „Er muss selten weitergehen.“

„Wendet er nur den Kopf oder sieht er dich auch an?“ – „Er schaut mich auch an!“

„Welche Augenfarbe hat er?“ – „Blau!“

„Was siehst du in seinen Augen?“ – „Manchmal leuchten sie ein bisschen!“

„Wie verläuft das Gespräch? Redet ihr gleich viel oder redet einer mehr?“ – „Er redet eindeutig mehr!“

„Redet ihr nur über Berufliches oder auch Privates?“ – „Auch Privates!“

„Und dabei fährt er sich ständig mit den Händen durch die Haare?“ – „Manchmal kratzt er sich auch im Gesicht!“

„Lacht er?“ – „Viel!“

„Und du?“ – „Ich auch. Ich bin total verlegen!“

„Kratzt du dich dann im Gesicht?“ – „Nee, ich kratze mich viel an meinen Händen!“

„Und dein Kopf?! Schaust du dich manchmal um?“ – „Die ganze Zeit schaue ich mich um. Irgendwie will ich nicht, dass man uns sieht und denkt … „

„… dass du Marcel sehr magst und er dich auch?“

Tatjana schlägt die Augen nieder und lächelt: „Ja!“

Ihr Glaubenssatz, dass sie nicht liebenswert ist, hat es ihr unmöglich gemacht zu sehen, was tatsächlich passiert. Sie hat Marcels Verhalten sofort so interpretiert, dass sich ihr Glaubenssatz „Ich bin nicht liebenswert“ einmal mehr bewahrheitet.

So bauen wir uns unsere eigene Welt. Wir glauben, „Tatsachen“ zu beurteilen, und merken gar nicht, wie unsere Urteile zu Tatsachen werden. 

Schattenarbeit und Projektionen enthalten verborgene Schätze

Fallbeispiel #6

Der Verborgene Schatz

Dieses Fallbeispiel zeigt, wie jemand etwas sucht, was er aber gleichzeitig an sich ablehnt – bis es ihm die „Erleuchtung“ kommt. Die hier geschilderte Situation ist ein Beispiel für eine Projektion und dafür, wie ein kleiner Schattenanteil ans Licht gebracht wird.

Als Marvin in mein Coaching kommt, ärgert er sich unter anderem sehr über seine Chamäleon-hafte Art, sich in jeder Situation mit anderen Menschen unterschiedlich zu verhalten. Er sei, sagt er, wie ein Fähnchen im Wind.

Er wisse immer genau, was von ihm erwartet werde. Und so verhalte er sich. Er hat das Gefühl, nie bei sich zu sein.

Er sei gern authentischer. Echter.

Seine „Unstimmigkeit“ fällt ihm besonders bei seinen Kindern auf, wenn sie am Wochenende bei ihm sind. Prinzipiell fällt ihm der Umgang mit Kindern schwer – auch mit seinen eigenen. Er wäre lieber allein, dann müsse er keinem etwas vorspielen.

Außerdem lassen ihn seine Kinder (8 und 9 Jahre alt) auch spüren, dass sie ungern mit ihm zusammen sind. Er kann sich noch so freundlich und aufgeschlossen zeigen – ihnen kann er nichts vormachen.

Frust auf der ganzen Linie.

Vor allem ärgert er sich über Lasse, der ihm sehr deutlich zeigt, wie viel lieber er bei seiner Mutter sei.

„Was ärgert dich am meisten daran?“

„Lasse erinnert mich daran, dass ich schlecht gelaunt bin und eigentlich nichts mit ihnen anfangen kann.“

„Aber den beiden gegenüber zeigst du dich aufmerksam und gut gelaunt?“

„Chamäleon halt!“

„Und das soll anders werden?“

„Ich will jedem und immer zeigen, wie es mir wirklich geht. Wenn es mir dreckig geht, zeige ich das. Wenn’s mir gut geht, will ich das auch zeigen! Ganz einfach.“

„Aber bei anderen Menschen ärgert es dich, wenn sie ihren Ärger und Frust zeigen?“

„Ne, finde ich gut!“

„Und bei Lasse?“

Pause – „Oh ja – das finde ich richtig scheiße … aber jetzt, wo du es sagst, finde ich es … fast … (Marvin grinst) richtig gut.“ – Pause – „Eigentlich ist Lasse tolles Vorbild für mich. Frei Haus!“

Manchen Menschen kennen weder ihre Gedanken noch ihre Gefühle. Sie haben keine Ahnung.

Fallbeispiel #5

Der Keine-Ahnung-Mann

Ich werde immer wieder von Menschen kontaktiert, die einen eifersüchtigen Partner haben. Es fällt ihnen schwer, mit dessen Eifersucht umzugehen. Sie befinden sich in einer dauerhaften Beziehungskrise. 

Sie fragen, ob ich ihrem Partner helfen kann, die Eifersucht loszuwerden. Oder ob ich ihnen einen Tipp geben kann, wie sie die Eifersucht des Partners abstellen können.

Ich mache schnell klar, dass ich keinem Menschen helfen kann, der mir selbst keinen Auftrag gibt – ich kann weder weiße noch schwarze Magie. Die meisten Anrufer verabschieden sich mit der Zusage, mit ihrem Partner darüber zu reden und der würde sich dann melden.

Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern, wo das passiert ist.

So rief auch mich ein Mann an, vielleicht Ende Dreißig, dessen Mutter ständig dem Vater eifersüchtige Vorwürfe macht. Es ist, wie er am Telefon sagt, eine krankhafte Eifersucht. Er beschreibt viele Situationen sehr genau, bei denen er mit seinen Eltern unterwegs gewesen ist. Deshalb kann er mir jedes Detail erzählen. Selbst die Gefühle und Gedanken seiner Eltern scheint er bestens zu kennen.

Während des Gesprächs versuche ich herauszufinden, was die Eifersucht der Mutter mit ihm selbst zu tun hat.

„Was denkst du über die Eifersucht deiner Mutter?!“

„Ja … äh, weiß nicht! Was soll ich denken?“

„Wenn du von der Eifersucht deiner Mutter erzählst: Welche Gefühle tauchen auf?“

„Keine Ahnung!“

„Wut oder Trauer? Oder … ?“

„Keine Ahnung!“ Lange Pause. „Vielleicht Frust? Vielleicht!?“

„Auf einer Skala von 1 bis 10 – also von „Kein Frust“ bis „Mega-Frust“: Wo befindet sich dein Frust?“

„Mmh, weiß nicht! Vielleicht fünf. Oder acht? Keine Ahnung. Drei?“

„Du kannst dich nicht genau festlegen?

„Keine Ahnung. Nein, kann ich nicht!“

Ich finde es erschreckend, wie wenig Kontakt der Mann zu sich selbst hat. Er hat überhaupt keine Ahnung von sich selbst. kennst sich aber bestens im Gefühlsleben seiner Eltern aus. Er kann mir genau schildern, wie es der Mutter und dem Vater geht, aber er hat keine Ahnung von sich selbst. Sein ganzes Gefühlsleben und seine Gedanken existieren in einer Schattenwelt, von der er keinen blassen Schimmer hat.

Weder er noch die Mutter haben jemals angerufen.

Sicherlich habe ich ihn auch erschreckt. Er wollte, dass ich seine Mutter von der Eifersucht befreien. Aber eigentlich – vermute ich – ging es ihm darum, Drama seiner Eltern nicht länger mit ansehen zu müssen. Es ging um sein Unwohlsein, wenn er mit seinen Eltern unterwegs war – aber das ist reine Spekulation. 

Aber dann habe ich ihn auch noch mit sich selbst konfrontiert. Ich bin mit sicher: irgendwann wird er sich einen Therapeuten suchen … Herr Doktor, wird er vielleicht sagen: „Ich spüre mich nicht!“

Fallbeispiel #4

GEdanken raten

In all unseren Beziehungen machen wir uns das Leben schwer, wenn wir uns Gedanken und Gefühle nicht mitteilen, sondern erwarten, dass unsere Mitmenschen unsere Gedanken erraten sollen. Es kann zu sehr absurden Szenen kommen … wie in einem meiner Präsenzseminaren.

Oft erwarten wir vom Partner, dass er unsere Gedanken errät und dementsprechend handeltSonja kommt mit Rückenschmerzen angereist, ohne dass sie es jemandem zeigt oder es in der Runde anspricht. Sie will kein Aufhebens um sich machen. 

In der Pause wechselt sie vom Stuhl auf das Sofa, wo sie sich flach hinlegt. Die anderen Teilnehmerinnen arrangieren sich damit, dass außer Sonja keiner auf dem Sofa Platz hat. Keine sagt etwas. Jede isst ihren Vesper auf dem Stuhl oder auch im Stehen („Ach, es tut so gut, mal zu stehen!“). 

Irgendwann aber muss Soja auf Toilette. 

Als sie zurückkommt, liegt Julia auf dem Sofa.

Sonja stutzt erst, fängt sich und legt sich längst neben das Sofa. Den Kopf stützt sie auf den Arm, und so schaut sie unentwegt hoch zu Bärbel … aber nichts passiert.

Eher zufällig kommen wir nach derPause auf diese Situation zu sprechen. Und es stellt sich heraus, dass Sonja – während sie vor dem Sofa lag – erwartet hatte, dass Julia es doch spüren musste, dass sie wegen der Rückenschmerzen auf dem Sofa gelegen hatte. Aber nicht nur das: außerdem hat sie erwartet, dass wenn Julia schon von Sonjas Rückenschmerzen wüsste, sie mit Sicherheit ungefragt Platz machen müsste.

Sonja hat also erwartet, dass Julia erstens ihre Gedanken lesen kann und zweitens sofort Platz machen müsste. Das waren viele Erwartungen und Enttäuschungen auf einmal. Kein Wunder, dass sie es nach der Pause irgendwie schaffte, dass die Gruppe auf diese Situation zu sprechen kommt.

Ich finde es ein wunderbares Beispiel dafür, wie wir uns selbst mit unseren Erwartungen das Leben schwer machen. Unsere Mitmenschen – oder unser Partner – soll erraten, was wir uns selbst nicht trauen zu sagen. Projektion pur. 

Wenn du in deiner Beziehung etwas richtig schlecht machen möchtest, dann lass deinen Partner deine Gefühle und Gedanken, deine Wünsche und Bedürfnisse raten, und erwarte, dass er sie dann automatisch erfüllt.

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Fallbeispiel #3

Eifersucht durch Selbstbeherrschung

Sonjas Eifersucht ist ein Beispiel dafür, wie wir unbewusste Gedanken auf einen anderen Menschen übertragen und das von ihm erwarten, das er sich genauso verhält wie wir es tun. In diesem Fall lösen diese Gedanken – dieser Glaubenssatz – bei ihr Eifersucht aus.
 

Sonja ist furchtbar eifersüchtig auf ihren Mann, der sich in regelmäßigen Abständen mit anderen Frauen trifft. Mal in einer Gaststätte, mal machen sie lange Spaziergänge. Wenn Sonja ihre Eifersucht anspricht, rennt sie offene Türen ein: „Du kannst gerne mitkommen!“

Aber das kommt für sie nicht in Frage. Mit ihrem Mann und einer Freundin von IHM essen oder spazieren zu gehen – das ist absurd?! Seine Einladung mitzukommen ist seine Art Sonja zu sagen, dass es keinen Grund gibt, eifersüchtig zu sein. Die Aussprachen über ihre Eifersucht sind für sie unbefriedigend kurz.
 
Sie versteht ihren Mann nicht. Wenn er und sie zusammen sind, ist es immer schön. Harmonisch. Erfüllend. Sie fühlt sich an seiner Seite einfach wohl.
 
Deshalb gibt es für sie gar keinen Grund, zu anderen Männern außerhalb der Ehe intensiven Kontakt zu haben. Wozu, fragt sie sich.
 
Als wir im Coaching über ihre Eifersucht sprechen, stellt sich heraus, dass sie bei ihren Freunden und im Bekanntenkreis durchaus beliebt ist und dass sie regelmäßig angesprochen wird, ob sie nicht irgendwohin mitgehen würde.
 
Aber oft will sie nicht. Sie bleibt am liebsten mit ihrem Mann daheim. Wenn er sich dann mit einer anderen Frau trifft, ist sie eifersüchtig.
 
In unserer 2. Sitzung fragt sie: „Warum kann er sich nicht mit mir begnügen? Das mach ich doch auch! Warum muss er andere Frauen treffen? Mir reicht doch auch ein Mann?!“
 
Hier offenbart sie den Grund für ihre Eifersucht. Sie lebt mit dem Glaubenssatz: „Man muss sich auch zurücknehmen können!“ – so wie sie es (vor-)lebt. Sie beherrscht sich, Kontakt zu anderen Männern außerhalb der Ehe zuzulassen so wie es ihr Mann tut. Es kommt ihr überhaupt nicht in den Sinn.
 
Und genau diese Selbstbeherrschung, die ihr erst im Gespräch bewusst wird, projizierte sie auf ihren Mann, von dem sie erwartet, dass er sich genau so verhält wie sie.
 
Da ihre Erwartungen aber nicht erfüllt werden, wird sie grantig und eifersüchtig.
 

Sonjas Eifersucht ist ein Beispiel dafür, wie unbewusste Gedanken auf einen anderen Menschen als Erwartungen übertragen werden. Das, was sie von sich erwartet, erwartete sie auch von ihrem Mann. 

In ihren Augen mit ihrem Glaubenssatz ist es eine Art Untreue ihres Mannes.

 
In der folgenden Coaching-Stunde vertieften wir uns in ihre „Selbstbeherrschung“, um aus einer bewussteren Haltung heraus das stereotype Gefühl von Eifersucht überwinden zu können.
Eifersucht zwingt manche Beziehung in die Knie.

Fallbeispiel #2

Du bist Doch nur eifersüchtig

Wer im Streit um die richtige Definition eines Wortes wie Eifersucht ringt, kommt in der Sache überhaupt nicht weiter. Derjenige, von dem die „sachliche“ Initiative ausgeht, zeigt sich nach außen hin seinem Partner zugewandt, aber letzten Endes tritt er auf die Bremse, um sich nicht wirklich die Not des Partners anhören zu müssen. 

Manuelas Mann Bernd hat mehrere gute Freundinnen, mit denen er sich regelmäßig für gemeinsame Unternehmungen trifft und sich auch viel übers Handy austauscht. Sie rufen ihn an, wenn in deren Ehe der Romantikmond gerade schief hängt. Bernd ist für sie eine Art Kummerkasten, ein guter Freund, bei dem sie sich ausheulen. 

Manuela kann und will ihm nicht vorwerfen, dass er fremd geht. Aber sie wünscht sich von ihm, dass er sich mehr um sie kümmert. Dass er ihr mehr zuhört, ihren Befindlichkeiten, ihren Gefühlen und ihren Bedürfnissen ein Ohr schenkt, dass er mehr mit ihr zusammen ist statt mit Bärbel und Jutta.

Seine Antwort ist stets: „Du bist ja nur eifersüchtig!“

Manuela aber erlebt keine Eifersucht und sagt: „Nein, ich will nur mehr mit dir zusammen sein. Und ich wünsche mir, dass du mir mehr zuhörst, wie es mir geht!“

„Natürlich bist du eifersüchtig!“

Damit ist das Gespräch in der Regel zu Ende. Er beharrt darauf, dass sie eifersüchtig ist und dass sie lernen müsse, damit umzugehen. Sie widerspricht, sie sei nicht eifersüchtig.

Ab diesem Zeitpunkt des Gesprächs geht es nur noch darum, wer recht hatte. Das Thema verlagert sich ratzfatz zu einer unwürdigen Diskussion darum, ob Manuela eifersüchtig ist oder nicht.

Für Bernd ist das eine komfortable Situation: er muss Manuela nicht zuhören oder kann seine mögliche Angst vor echter emotionaler Nähe weiter verborgen halten. Auf der sachlichen „Definitionsebene“ ist er stark. Für Manuela aber ist es frustrierend, weil sie sich ungehört und ausgegrenzt fühlt.

Die Gespräche mit Bernd führen zu nichts.

Wer im Streit um die richtige Definition eines Wortes wie Eifersucht ringt, kommt in der Sache überhaupt nicht weiter. Derjenige, von dem die „sachliche“ Initiative ausgeht, zeigt sich nach außen hin seinem Partner zugewandt, aber letzten Endes tritt er auf die Bremse, um nicht wirklich die Not des Partners hören zu müssen

Man darf seinen Partner nicht verletzen - ist das wahr?

Fallbeispiel #1

Man darf seinen Partner nicht verletzen?

Oftmals nützt es gar nichts, viel über Ehekrisen und richtige Kommunikation zu wissen, wenn ein einziger Glaubenssatz die Situation blockiert. Wer seine Beziehungskrisen überwinden will, muss auf alle Fälle seine blockierenden Glaubenssätze über Beziehungen auflösen.

Lotte macht – nach heutigem psychologischem Verständnis – alles richtig: Wenn sie mit ihrem Mann über seine Frauengeschichten redet, redet sie in der Ich-Form. Sie erzählt, wie es ihr damit geht, welche Gefühle sie hat, welche Wünsche sie hat, wenn er, Rolf, von anderen Frauen – alten und neuen Bekannten – schwärmt. 

Wenn er begeistert mit ihr teilte was diese Frauen alles so phänomenal machen und wo sie einfach umwerfend sind. Wie sie es geschafft haben, so jung geblieben zu sein und wie sie ihre richtig gute Live-Balance halten … seine Freude über die anderen Frauen kennt keine Grenzen. 

Rolf schwärmt, Lotte leidet. 

Eigentlich will sie sich von Rolf trennen – aber es geht nicht. In ihrem Fall ist der Knackpunkt ein Glaubenssatz, der ihr erst in einem unserer Gespräche bewusst wird. 

Bei jeder Aussprache mit Rolf knickt der sichtbar ein: Er verstehe sie, er könne mitfühlen, und er beteuert, dass er sie und nur sie liebe. Er rutscht in seinem Sessel immer tiefer, kann den Kopf gar nicht mehr aufrichten – und Lotte bekommt zunehmend ein schlechtes Gewissen. 

In ihr schlummert der Glaubenssatz: „Man darf seinen Partner nicht verletzen!“ Und sobald sie Rolf in diesen Gesprächen zusammenfallen sieht, hat sie das Gefühl, ihn zu verletzen. 

Sicherlich ist es nicht Rolfs bewusste Absicht, Lotte ein schlechtes Gewissen zu machen. Aber sein Verhaltensmuster passt auf ihren Glaubenssatz wie die Faust aufs Auge. Diese Aussprachen sind der Moment, in dem alles wieder auf Null gestellt wird. 

In den folgenden Wochen wagt sie nichts zu sagen, wenn er ganz allmählich wieder die Fühler nach den Frauen ausstreckt, die ihn so ins Schwärmen bringen. 

Oftmals nützt es gar nichts, viel über Ehekrisen und richtige Kommunikation zu wissen, wenn ein einziger Glaubenssatz die Situation blockiert. 

Als wir gemeinsam ihren Glaubenssatz in Beziehung zu ihren gemeinsamen Aussprachen setzen, sieht sie schnell ein, dass ihre Worte kein bisschen kränkend oder verletzend sind, wie sie es bis dahin geglaubt hat. 

Von diesem Moment an kommt spürbar Bewegung in ihre Beziehung mit Rolf.