Sogenannte Grundgefühle gelten als Gefühle, aus deren Mischungen sich andere Gefühle ableiten lassen. Wie viele und welche Grundgefühle es gibt, ist umstritten.
Was verhindert emotionale Nähe?
Die Angst vor der Nähe
- Kategorie: Konflikte & Krisen, Nähe/Distanz
Irgendwann, wenn das erste Verliebtsein kippt, entsteht Unsicherheit und wir fragen uns, ob uns der Partner noch liebt. Wir ziehen uns vorsichtshalber ein Stück weit zurück. Dem Partner zuliebe. Uns zuliebe. Und in diesem Spalt, der zwischen uns wächst, breitet sich die Kälte nach allen Seiten aus.
Und wir warten darauf, dass uns der Partner ein Zeichen gibt. Doch was für ein Zeichen? Dass wir erwünscht sind? Dass wir aktiv werden und uns dem Partner anvertrauen dürfen?
Die Sehnsucht nach Anerkennung und Selbstliebe treibt uns an, uns ständig mit anderen zu vergleichen und uns selbst zu optimieren. Wir vertrösten die hungernde Seele auf die nächste Woche, den nächsten Monat, das nächstes Jahr – dann werden wir uns selbst lieben. Aber vorher bitte noch eine Runde Selbstoptimierung.
Es ist paradox. Selbst wenn uns die anderen bewundern – für was auch immer: Wir können ihre Bewunderung und Liebe gar nicht wahrnehmen und annehmen, solange wir uns selbst nicht lieben. Theoretisch wir könnten uns sagen: Wenn diese oder jener diese Qualitäten an mir mag, dann scheint es ja gar nicht so schlimm zu sein.
Ein Beispiel: Wenn sich jemand selbst für unmusikalisch hält, aber ein Freund ihn für sehr musikalisch hält, könnte er das glauben und meine Musikalität schätzen. Aber es geht nicht
MANGELNDES SELBSTWERTGEFÜHL
Egal wie sehr uns die anderen mögen oder lieben. Wir können es nicht einfach „übernehmen“. Ein Selbstwertgefühl und die Liebe zu sich selbst müssen wir uns in kleinen Schritten erarbeiten.
Aber solange wir uns nicht in unserer Haut wohl fühlen und keine Verbindung zu unseren Emotionen und Qualitäten aufnehmen können, wird jede emotionale Nähe mit unserem Partner verhindert.
Was wir dem Partner ohne Selbstwertgefühl anbieten ist eine leere Hülle von uns, die keinen Kontakt zu unserem wahren Kern hat.
Fallbeispiel
Der verborgene Schatz
Als Marvin in mein Coaching kommt, ärgert er sich unter anderem sehr über seine Chamäleon-hafte Art, sich in jeder Situation mit anderen Menschen unterschiedlich zu verhalten. Er sei, sagt er, wie ein Fähnchen im Wind.
Er wisse immer genau, was von ihm erwartet werde. Und so verhalte er sich. Er hat das Gefühl, nie bei sich zu sein. Er sei gern authentischer. Echter.
Seine „Unstimmigkeit“ fällt ihm besonders bei seinen Kindern auf, wenn sie am Wochenende bei ihm sind. Prinzipiell fällt ihm der Umgang mit Kindern schwer – auch mit seinen eigenen. Er wäre lieber allein, dann müsse er keinem etwas vorspielen.
Außerdem lassen ihn seine Kinder (8 und 9 Jahre alt) auch spüren, dass sie ungern mit ihm zusammen sind. Er kann sich noch so freundlich und aufgeschlossen zeigen – ihnen kann er nichts vormachen.
Frust auf der ganzen Linie.
Vor allem ärgert er sich über Lasse, der ihm sehr deutlich zeigt, wie viel lieber er bei seiner Mutter sei.
„Was ärgert dich am meisten daran?“
„Lasse erinnert mich daran, dass ich schlecht gelaunt bin und eigentlich nichts mit ihnen anfangen kann.“
„Aber den beiden gegenüber zeigst du dich aufmerksam und gut gelaunt?“
„Chamäleon halt!“
„Und das soll anders werden?“
„Ich will jedem und immer zeigen, wie es mir wirklich geht. Wenn es mir dreckig geht, zeige ich das. Wenn’s mir gut geht, will ich das auch zeigen! Ganz einfach.“
„Aber bei anderen Menschen ärgert es dich, wenn sie ihren Ärger und Frust zeigen?“
„Ne, finde ich gut!“
„Und bei Lasse?“
Pause – „Oh ja – das finde ich richtig scheiße … aber jetzt, wo du es sagst, finde ich es … (Marvin grinst) fast … richtig gut.“ – Pause – „Eigentlich ist er tolles Vorbild für mich. Frei Haus!“
Die Bewunderung durch andere ist ohnehin ein schlechter Ersatz für Liebe. Die Bewunderung kann Selbstliebe nicht ersetzen.
Unsere Seele braucht keinen optimierten Menschen, sondern braucht uns so wie wir sind. Unsere Seele will keine Maschine lieben, die von anderen bewundert wird.
Seelen lieben Seelen, die unvollkommen sind. Wir sind vollkommen unvollkommen. Wie die Natur. Kein Adler will schärfer sehen, kein Gänseblümchen größer wachsen. Gut ist perfekt genug.
Wie mag sich die Begegnung zwischen zwei Menschen an, die ihr schwächelndes Selbstwertgefühl mit Botox und Schönheits-OPs kompensiert haben?
Innere Distanzlosigkeit
Sie entsteht, wenn wir nicht klar trennen zwischen unseren eigenen Angelegenheiten und denen der anderen. Wenn wir die Aufgaben, die jeder von uns als Partner hat, durcheinander bringen. Wenn wir die Angelegenheit des Partners zu unserer eigenen machen.
Mal angenommen, wir wünschen uns von unserem Partner, dass er mehr Zeit mit uns verbringt. Da unser Lebensgefährte aber keine Anstalten macht, von sich aus mehr Zeit mit uns zu verbringen, wird unser Wunsch immer größer.
Wie fühlt sich das an? Du wünschst dir zwar mehr gemeinsame Zeit, aber er oder sie will nicht. Am liebsten würdest du in den Momenten von Streit und Enttäuschungen den Partner komplett umkrempeln – oder zumindest ein bisschen. Oder bist du frei von solchen Wünschen?
In einem solchen Momenten, in denen du deinem Partner erwartungsvoll gegenüber stehst und du hoffst, dass er dir deinen Wunsch von den Augen abliest: Fühlt es sich nach Nähe oder Distanz an?
Warum äußerst du nicht deinen Wunsch? Ist es vielleicht ein unheimlicher Geist in dir, der dir sagt: Ich darf mich nicht aufdrängen!
Wenn du dich aber mit diesem Glaubenssatz im Hinterkopf nicht äußerst, dann soll dein Partner die Nähe herstellen. Du übergibst ihm die Verantwortung für etwas, was du haben möchtest. Das meine ich mit innerer Distanzlosigkeit.
Sie entsteht, wenn wir unseren Partner nicht annehmen, wie er ist. Wenn wir ihn mit unseren Erwartungen aufblähen und ihn zu einem Menschen machen, der sich uns verweigert.
Mit unseren unausgesprochenen Bitten und Erwartungen sind wir distanzlos. Reagiert unser Partner aber nicht und kommt er nicht auf uns zu, kränkt uns das und wir halten uns nun frustriert auf Distanz.
An der Kränkung merken wir, dass wir trotz aller Wortlosigkeit distanzlos waren.
FEHLENDE SELBSTVERANTWORTUNG
Selbstverantwortung setzt voraus, eine Wahl zwischen wenigstens zwei Optionen zu haben. Was emotionale Nähe betrifft, müssen wir uns entscheiden können, ob wir sie wollen oder nicht wollen.
Wir können uns mit einem Menschen nur dann angstfrei verbinden, wenn wir gleichzeitig wissen, dass wir die Verbindung jederzeit wieder lösen können.
Wenn wir Angst haben, uns in emotionaler Abhängigkeit vom Partner zu verlieren, lassen wir uns gar nicht erst auf ihn ein.
Genausowenig, wenn wir durch Druck zu Nähe gezwungen werden.
Emotionale Nähe braucht den souveränen Umgang mit Nähe und Distanz, mit Verbindung und Trennung.
Auch wer Angst vor Trennung oder Nähe hat, lässt sich nur ungern auf einen Partner ein.
Erwartungen und Enttäuschungen
Liebe passiert. Wir können sie weder herbei- noch wegzaubern. Nicht wenige verliebte Menschen verbieten sich Gespräche über Erwartungen an ihren Partner. Es könnte etwas ausgesprochen werden, was die Beziehung in Schieflage bringt.
Ohne Gespräche gerät die Beziehung in Schieflage, weil die Themen, die uns bewegen, unausgesprochen bleiben. Doch unsere Erwartungen bleiben, auch wenn wir sie nicht aussprechen.
Erwartungen, die der Partner nicht erfüllt, schaffen Frust und Distanz und verhindern emotionale Nähe. Wie geht man mit nicht erfüllten Erwartungen um?
Einen spannenden Weg zeigt der 3tägige MINI-KURS „Mit Enttäuschungen umgehen“, der dir zeigt, wie deine Glaubenssätze etwa über dich und den Partner, Nähe verhindern.
Die Enttäuschung über unbefriedigte Wünsche und Bedürfnisse ist immer groß, wenn wir nicht wissen, wo die Enttäuschungen herrühren.
Es geht nicht um die Wünsche nach einem neuen Auto oder einer Reise in die Karibik, sondern über beziehungsstiftende Bedürfnisse.
Das Bedürfnis nach Nähe, nach Berührung und Intimität. Nach gutem Sex – aber was ist guter Sex, wenn wir nicht darüber reden? Jeder sieht es anders.
Unsere Erwartungen und Vorstellungen, unsere Bedürfnisse und Urteile haben sich schon früh wie Gäste mit Dauerkarte einquartiert. Und sie bleiben über all unsere Beziehungen hinaus bei uns. Höchste Zeit, sich um sie zu kümmern.
Wenn es mit der emotionalen Verbundenheit nicht ohne Gespräch klappt, ergeben sich Männer und Frauen mit hängenden Schultern ihrem Schicksal.
Die einen schweigen, die anderen streiten. Beide verzweifeln und ziehen sich resigniert zurück.
Denkmuster
Eine Umfrage hat zeigt, welche Glaubenssätze Menschen davon abhält, ihre Bedürfnisse hinsichtlich mehr Nähe zu äußern.
Immerhin wollen 25 % ihren Partner nicht bedrängen wollen, knapp 20 % Prozent haben Angst vor einer Zurückweisung.
Aber zeigen die beiden Punkte nicht das Gleiche: Die Angst, seine Bedürfnisse zu äußern?
Ist es nicht erstaunlich, wie schnell in unserer Gesellschaft Menschen glauben, anderen Menschen mit unseren Bedürfnissen zu bedrängen?
Egal welche Überzeugungen und Glaubenssätze es verhindert emotionale Nähe aufzubauen: Wir kommen nicht drumherum, uns für uns und unser Leben einzusetzen. Seine Glaubenssätze zu hinterfragen: Was verhindert emotionale Nähe bei mir? Und dadurch den Weg zu einem freien und lebendigen Lebenswandel mit mehr emotionaler Nähe zu finden.
PERFEKTIONISMUS
Alle, die sich Perfektionismus auf die Fahne geschrieben haben, erleiden die Qualen des Tantalus. Von den Göttern bestraft sollte er auf alle Ewigkeit in einem kleinen Teich stehen und an unstillbarem Durst und Hunger leiden.
Sobald er sich bückte, um Wasser zu schöpfen, wich das Wasser zurück. Wenn er nach den Olivenzweigen über ihm griff, wichen die Äste zurück. Tantalus konnte weder seinen Durst noch Hunger stillen.
Wir wollen perfekt schlank sein, perfekt glatte Haut haben. Klüger sein. Wir wollen sportlicher sein, mehr Geld haben und es vor allem allen zeigen. Wir wollen mehr reisen oder Urlaub haben, um besser dazustehen und bei unseren Freunden mitreden zu können. Wir wollen die Familienfeste perfekt ausrichten, die Mitarbeiter perfekt führen. Unsere Perfektion soll perfekt sein.
Gefühle haben dabei nichts verloren.Wer weiß schon, wie der perfekte Zustand aussieht? Für die meisten Menschen ist es nur ein Motivationsanreiz, den sie nach dem Karotten-Prinzip vor sich herhalten. Dieser Möchte-Gern-Anreiz ist gleichzeitig unheilvoll, weil wir uns dadurch selbst klein machen. „Verzeiht mir, ich bin nicht perfekt. Aber beim nächsten Mal werde ich es bestimmt besser machen.“
Jeder kennt diese Sprüche.
Perfektion ist immer größer als wir es sind. Wir werden uns ewig nach ihr strecken.
Ekke Scholz
Perfektion ist ein anderer Ausdruck für Unerreichbarkeit.
Jedes Verlangen, die Dinge perfekt oder perfekter (was für eine Steigerung!) zu machen, geht hervor aus dem Gefühl hervor, dass wir nicht in Ordnung sind.
In unseren intimen Momenten zeigen wir uns im besten Fall „kopflos“. Wir zeigen unsere Lebendigkeit, unsere Gefühle, wir öffnen unser Herz gegenüber dem Partner und öffnen das Herz für den Partner.
Mit Herz und Verstand unterstütze ich enttäuschte Menschen dabei, ihre stagnierende Partnerschaft durch mein neuartiges ‚BeziehungsReich-System‘ auf einen liebevollen und nachhaltigen Weg zu lenken, um sich wieder respektvoll und innerlich frei mit ihrem Partner zu verbinden.
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Wenn wir bestimmte Menschen oder Situationen aus der Vergangenheit loslassen wollen, in denen wir unglücklich waren, dann gelingt uns das trotz vieler Tipps und Ratschläge oft nicht. Es gelingt uns deswegen nicht, weil wir versuchen, die „Person“ oder die „Situation“ loszulassen. Die aber kann man beim besten Willen nicht loslassen, sondern nur die Gedanken über sie. Darum ist es so schwer loszulassen. Wir packen es falsch an.
Keiner sieht sie, aber sie sind ständig da: unsere Überzeugungen, Urteile und Glaubenssätze! Aus dem Unterbewusstsein heraus geben sie uns Sicherheit, Gewissheit und Führung. Wie wirken sie? Wie entstehen sie?
Loslassen lernen erfordert nicht nur die Bereitschaft dazu, sondern auch das Verständnis über den Zusammenhang von Tatsachen und Gedanken. Denn wir können keine Tatsachen, keine Personen oder Sachverhalte loslassen, sondern nur unsere Gedanken.
Sobald uns ein schlechtes Gewissen gemacht wird, wollen wir, dass der Verursacher damit aufhört. Doch anstatt die Verantwortung für unser Wohlbefinden an den anderen abzugeben und in seiner Abhängigkeit zu bleiben, sollten wir unsere negativen Glaubenssätze loslassen. Erst dann leben wir wirklich frei.