Enttäuschungen in Beziehungen

Stärker aus der Krise: Wie Du Enttäuschungen in Beziehungen überwindest und gestärkt weitergehst

Enttäuschungen in Beziehungen lassen sich kaum vermeiden. Solange wir uns (hoffentlich) entwickeln, werden wir immer wieder in unseren Beziehungen enttäuscht werden. Wie können wir lernen, mit diesen Enttäuschungen umzugehen? Dieser Artikel gibt eine Antwort.

Es geht in unserem Leben nicht darum, Enttäuschungen oder Frust, Wut oder Angst oder andere Gefühle zu vermeiden, sondern darum, wie wir mit Enttäuschungen umgehen können. Da uns unsere Erzieher in der Regel nur ihr sehr persönliches Patent- und Erfolgsrezept vorgelebt haben, das wir übernommen haben, haben wir keinen Werkzeugkasten zur Hand, sondern nur ein Werkzeug: einen Hammer oder eine Zange, die wir nun in allen Situationen versuchen zu benutzen.

Überträgt man das Bild nun auf die Enttäuschungen in Beziehungen, so versucht der eine Partner seine Enttäuschungen mit einem Hammer zu lösen, der andere versucht’s mit der Zange. Jeder aber bräuchte einen Hammer, eine Zange, einen Schraubendreher und und und …

Enttäuschungen entstehen also durch das soziale Manöver von Erwartungen. Sie können ausgesprochen worden sein oder auch unausgesprochen bleiben. Die unausgesprochenen Erwartungen sind besonders tückisch, weil hier ein Spiel gespielt wird, bei dem nur einer der Partner die Spielregeln kennt.

5plus1 schritte aus der Beziehungskrise

Beziehungskrise überwinden

In der PDF „5 + 1 Schritte aus Deiner Beziehungskrise“ lernst Du die Schritte kennen, um Deine Beziehungskrise zu überwinden und wieder

Enttäuschungen durch nicht eingehaltene Absprachen oder leere Versprechen sind besonders bitter. Es fühlt sich nicht nach Erwartung an, sondern nach Tatsachen. Was bei einer Absprache die Erwartung ist? Nun, es ist die Erwartung, dass sich der Partner an die Absprache hält. Wenn die Absprachen immer wieder gebrochen werden, sind es wohl keine Fakten, sondern Erwartungen an den anderen. Getragen von dem Glaubenssatz: In Beziehungen muss man sich an Absprachen halten.

ERWARTUNGEN ERKENNEN​

Unsere Erwartungen sind selten nicht immer sichtbar. Oft wissen wir selbst noch nicht einmal davon, dass wir von einer Personen etwas Bestimmtes erwarten. Klischeehafte Überzeugungen über das andere Geschlecht, die wir von Eltern oder der Gesellschaft übernommen haben, beeinflussen unsere Enttäuschungen in Beziehungen und wachen in uns wie Prüfungs-Aufseher.

Du kannst deine Erwartungen identifizieren, sobald du deine Gedanken beobachtest. Hinter Sätzen, die mit „… sollte…“ beginnen, stecken Erwartungen. Beispielsweise wenn du in einem Gespräch mit einem anderen Menschen denkst:  „Der sollte schneller auf den Punkt kommen!“ Dann erwartest du eine sachlich knappe Darstellung (eines Problems).

Der unbearbeitete Groll durch viele kleine Enttäuschungen wächst wie ein Misthaufen - langsam, aber sicher.

Oder Sätze mit „zu“ wie beispielsweise „Mein Mann trinkt zu viel!“ – Du erwartest mehr Mäßigung. „Meine Frau redet zu viel!“ Auch du erwartest mehr Mäßigung. Es sind Kleinigkeiten, die zu klein sind, um angesprochen zu werden. Aber groß genug, um sie sich für die Zukunft zu merken. Die Enttäuschungen in Beziehungen wachsen wie ein Misthaufen, der unablässig wächst.y>

IN DER ANGELEGENHEIT DES ANDEREN​

Mit unseren ausgesprochenen oder heimlichen Erwartungen sind wir eigentlich immer in der Angelegenheit des anderen. Es ist nicht unsere Sache, ob jemand ordentlich ist. Ob er pünktlich ist. Wie viel er arbeitet. Wie sie sich bei Tisch benimmt. Wie er mit anderen Frauen spricht. Wie sie die Kinder erzieht.

Ja, es betrifft uns, aber es ist nicht unsere Sache. Es ist nicht unsere Angelegenheit.

Unsere Angelegenheit ist es, über unsere Bedürfnisse zu reden. Wie oben gesagt, geht es nicht darum, die Problem aus unserem Leben auszuschließen, sondern wir müssen lernen, mit den Problemen umzugehen. Wir können nicht erwarten, dass unser Partner sein Eifersucht einfach ablegt, aber wir können versuchen zu lernen, mit seiner Eifersucht umzugehen.

Unsere Angelegenheit ist es, über unsere Bedürfnisse zu reden. Wie oben gesagt, geht es nicht darum, die Problem aus unserem Leben auszuschließen, sondern wir müssen lernen, mit den Problemen umzugehen. Wir können nicht erwarten, dass unser Partner sein Eifersucht einfach ablegt, aber wir können versuchen zu lernen, mit seiner Eifersucht umzugehen.

Dafür brauchen wir flexible Lösungen, keine Patentrezepte, denn das nächste Problem braucht andere Lösungen. Probleme machen nur dann Angst, wenn wir statt einem Werkzeugkasten nur ein Werkzeug haben.

 

Vielleicht – um an die Beispiele von oben anzuknüpfen – haben wir das Bedürfnis nach mehr Ordnung, mehr Pünktlichkeit. Mehr Zweisamkeit, bessere Tischmanieren, mehr Aufmerksamkeit, strengere Erziehungsmaßnahmen. Oder genau das Gegenteil. Was brauchst du?

Wie auch immer. Unsere Angelegenheit bei Enttäuschungen ist es, uns zu äußern, unsere Bedürfnisse und Wünsche mitzuteilen, unsere Erwartungen klar darzustellen.

DIE VERANTWORTUNG FÜR DEIN LEBEN

Wenn wir bestimmte Erwartungen an andere Personen haben, ohne es auch nur mit einem Wort auszusprechen, geben wir die Verantwortung für unser Leben ab. Das fühlt sich nie gut an und die Enttäuschung in einer Beziehungen ist vorprogrammiert. Und nicht nur die zum Partner. Auch die zu den Geschäftskollegen, zu den Eltern. Den Kindern.

Hier drei Fragen, um den Sachverhalt ein bisschen zu vertiefen.

Beispiel 1 „Mein Nachbar sollte nicht so unfreundlich sein!“
In wessen Angelegenheit bist du, wenn du diesen Gedanken haben solltest?

  • In meiner Angelegenheit
  • In seiner Angelegenheit

Ja, du bist in seiner Angelegenheit. Deine Angelegenheit wäre es, ihn darauf anzusprechen oder selbst nicht zu grüßen oder provokativ laut zu grüßen. Je nachdem, was dir wichtig ist. Mit jeder anderen Reaktion außer Stillschweigen übernimmst du die Verantwortung für dein Wohlbefinden. Sollte dich die Unfreundlichkeit nicht jucken, brauchst du natürlich nichts zu tun.

Beispiel 2 Der Gedanke, der dir durch den Kopf geht, lautet: „Mein Mann sollte meine Leistung und Doppelbelastung durch Beruf und Familie mehr wertschätzen!“ In wessen Angelegenheit bist du?

  • In meiner Angelegenheit
  • In seiner Angelegenheit

Es ist die Angelegenheit deines Partners, ob er dich wertschätzt oder nicht. Natürlich wäre es schön und würde die Partnerschaft aufwerten. Deine Angelegenheit wäre es, deinen Frust zu äußern, vielleicht auch drum zu bitten, diese Wertschätzung spürbar zu zeigen.

Beispiel 3 „Mein Chef sollte mich nicht ausnutzen.“ In wessen Angelegenheit bist du, wenn du diesen Gedanken hast?

  • In meiner Angelegenheit
  • In seiner Angelegenheit

Es ist die Angelegenheit des Chefs, ob er dich ausnutzt (und wer weiß, wie er das sieht). Es ist deine Angelegenheit, diese Situation anzusprechen, wie du es siehst und es im besten Fall zu ändern (Nein-Sagen lernen). Nur weil du es von ihm erwartest, wird er die Arbeitsbedingungen nicht ändern. So legst du die Verantwortung für dein Leben nur in die Hände deines Chefs. Möglicherweise für Jahre.

ENTTÄUSCHUNGEN IN BEZIEHUNGEN​

Wie aber sieht es nun mit deinen Enttäuschungen aus?

Stell dir eine Situation vor, in der du eine bestimmte Erwartung an deinen Partner, deine Partnerin hast. Oder eine andere Person – vielleicht dein Vater, deine Mutter. Eine Arbeitskollegin. Wie lautet die?

Die Erwartung (im besten Fall sprichst du sie laut aus):

In diesem Beispiel: In wessen Angelegenheit bist du?

  • In meiner Angelegenheit
  • In der Angelegenheit des anderen

Was wäre deine Angelegenheit in der Situation?

Wie fühlt es sich an, sich aus der Angelegenheit des anderen herauszuhalten?

Stell dir eine weitere Situation vor und geht sie noch einmal mit denselben Fragen wie oben durch. Sinnvoller Weise kannst du dir diesen Frageablauf für viele andere Situationen hernehmen. Wichtig ist zu bemerken, wie es sich anfühlt, sich aus der Angelegenheit des anderen herauszuhalten. Erst das Fühlen sorgt für Nachhaltigkeit.

Projektionen

Wir neigen dazu, die negativen Eigenschaften und Gefühle, die wir in uns selbst haben, aber nicht wahrhaben wollen, auf andere zu projizieren. Diese unerwünschten Eigenschaften sehen wir also im Partner, dem wir heftige Vorwürfe machen – Vorwürfe, mit denen wir uns eigentlich selbst meinen. 

Ein Beispiel: Bei einer Projektion sieht der eine – nennen wir ihn Peter (der auf keinen Fall geizig sein möchte) – seinen unterdrückten Geiz bei Sandra, seiner Frau, sobald die beim Einkauf einen Preisvergleich startet.

Peter macht nie Preisvergleiche, das ist nur etwas für Geizhälse, sagt er. Er aber gönnt sich kaum etwas, geht selten einkaufen und gibt sich bescheiden: er brauche nichts. Sandra spürt den versteckten Geiz dahinter und kontert dem Vorwurf von Peter: „Du bist selbst ein Geizhals“.

Solche Projektionen, die wir Tag für Tag auf den Partner übertragen, führen unweigerlich zu Enttäuschungen in unseren Beziehungen. Manchmal haben wir das Gefühl überhaupt nicht zu kapieren, was gerade passiert.

Außerdem projizieren wir unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse auf den anderen, die wir uns nicht trauen uns selbst zu erfüllen. Gerade wenn wir uns mehr emotionale Nähe wünschen und wir uns nicht trauen, selbst auf den anderen zuzugehen, weil wir Angst davor haben, zurückgewiesen zu werden. 

In dem Fall projizieren wir unser Bedürfnis nach mehr Nähe auf den Partner und erwarten von ihm den Mut, den wir selbst nicht aufbringen. Da wir ständig auf unseren Partner unsere Wünsche und Bedürfnisse projizieren, sind wir auch ständig vom Partner enttäuscht.

UNS LASSEN! so WIE WIR SIND

Mittlerweile weißt du, dass deine Erwartungen an andere Personen oft dadurch entstehen, dass du in ihrer Angelegenheit bist. Und leider weiß manchmal der Mensch, von dem wir etwas Bestimmtes erwarten, gar nichts davon. Im besten Fall liegt die Erwartung „in der Luft“ und er ahnt etwas. Aber nur weil etwas ahnt, wird er nicht automatisch so reagieren, wie du es erwartest.

Wer seine Wünsche und Erwartungen nicht mitteilt, spielt ein Spiel mit Regeln, die nur er kennt.​

Ich hatte mal in einem Workshop die Situation, dass eine Teilnehmerin, nennen wir sie Sonja, mit Kreuzschmerzen das Sofa für sich in Beschlag genommen hatte. Aber irgendwann muss sie auf Toilette. Als sie zurückkam, lag eine andere Frau auf dem Sofa, die sich ebenfalls der Länge nach hingelegt hatte.

Sonja legte sich mit dem Gesicht vor das Sofa, den Kopf auf den Arm gestützt, und sie schaute immer wieder hoch zur anderen Teilnehmerin, die in ihrer Gunst rapide abgestürzt war. Aber nichts passierte.

Diese Situation wurde später angesprochen und es stellte sich heraus, dass Sonja erwartet hatte, dass die andere Teilnehmerin es spüren müsste, dass sie wegen der Kreuzschmerzen auf dem Sofa gelegen hatte. Außerdem hatte sie erwartet, dass wenn die andere von Sonjas Kreuzleiden wüsste, sie mit Sicherheit ungefragt Platz machen würde.

Sonja hatte also erwartet, dass die andere Teilnehmerin erstens ihre Gedanken lesen kann und zweitens sofort zum Gefallen von ihr das Sofa verlassen würde.

Das waren viele Erwartungen auf einmal. Auf diese Art und Weise machen sich viele von uns das Leben schwer. Die anderen sollen Gedanken lesen können und die anderen sollen umgehen passend reagieren. Was für eine Zumutung!

Sich fügen ODER BOCKIG WERDEN?

Wie geht es dir eigentlich, wenn andere Personen von dir etwas erwarten, aber du weißt nichts davon oder erfährst erst später davon? Sagst du, ja wenn ich das früher gewusst hätte, dann hätte ich mich natürlich nach dir gerichtet … !

Oder ist es nicht vielmehr so, dass wir oftmals die Erwartungen gar nicht erfüllen wollen („Wo kämen wir denn da hin“) oder erfüllen können, weil es sich gar nicht mit unserem Selbstbild deckt und unsere Glaubenssätze ein anderes Handeln überhaupt nicht zulassen?

Mein Appell an dich, wenn du viele Enttäuschungen in deinen Beziehungen ertragen musst, geh in den nächsten Tagen durch die Welt, beobachte deine Gedanken und „untersuche“ einmal deine Erwartungen und Gedanken mit Hilfe von The Work of Byron Katie. Wann bist du mit deinen Gedanken in der Angelegenheit der anderen. Wie lauten die Gedanken konkret?

Die gute Nachricht ist übrigens die, dass du nicht allein bist, was das Thema Angelegenheiten betrifft. Die allermeisten Personen sind in der Angelegenheit der anderen Personen. Ganz fürsorglich und immer mit bester Absicht. Die Menschen, die es mit dieser Form von Fürsorge übertreiben, sind schnell an ihren Grenzen der Belastbarkeit.

So bist du oftmals in der Angelegenheit der anderen, aber nicht bei dir selbst. Dafür sind es die anderen, die sich deine Angelegenheiten zu eigen machen: Arbeite schneller, putz mehr, trink weniger, iss gesünder, räum auf!

Wer aber kennt deine Bedürfnisse besser als du selbst?